Jungfrau ohne Paradies
Kooperation von New Limes und WIR! e.V., dem Referat Prävention des Polizeipräsidiums Aalen und dem Theater der Stadt Aalen; für Jugendliche ab 15 Jahren
Inhalt
Bislang haben sich etwa 600 deutsche Dschihadisten dem Kampf der Terrororganisation IS angeschlossen. Viele sind noch sehr jung, einige sogar minderjährig. Die Radikalisierung ist oft nur einen Mausklick entfernt. Videos und Bilder im Internet, in denen Gotteskrieger mit popkulturellen Elementen glorifiziert werden, motivieren zur Ausreise nach Syrien. Auf der Suche nach Anerkennung locken diese vermeintlichen Helden mit Gemeinschaft, Struktur, Ruhm.
Die Angst vor dem Terror drängt in Deutschland Menschen zu Großdemonstrationen, auf denen sie über ihre Sorgen hinaus Fremdenfeindlichkeit propagieren. Die Wut über Chancenungleichheit sucht sich einen Kanal, Flüchtlinge werden angegriffen.
Paul hat schon einige Jugendstrafen und träumt davon, ein berühmter Rapper zu werden. Das und so einiges anderes läuft in seinem Leben allerdings schief. Er fühlt sich benachteiligt, findet Halt im islamischen Glauben, radikalisiert sich dann aber rasant und will in den Dschihad nach Syrien. Cem, sein bester Freund, hält von Pauls extremer Schwarz-Weiß-Weltsicht rein gar nichts. Er selber kommt aus einem Stadtteil, der, wird er genannt, bei Bewerbungen mit starken Vorurteilen belegt ist. Cem setzt alles daran, trotzdem und erst recht erfolgreich zu sein. Johanna, aus bürgerlichem Elternhaus, ist total verliebt in Paul, aber auch mit ihm zusammen, um gegen ihre Eltern zu rebellieren. Sie steigert sich mit Paul in einen Fanatismus hinein. Bei einem missglückten Konzert von Paul eskaliert die Situation.
Die Begegnung der drei Figuren auf der Bühne soll intensiviert werden durch Musik und klassisches Theater. Paul und Cem liefern sich einen Rap-Battle, Johanna zitiert Schillers „Jungfrau von Orléans“.
Ziel
New Limes und Wir! e.V. ist ein Netzwerkprojekt von Künstlerinnen und Künstlern aus den Sparten Musik, Theater, Kunst und Literatur sowie Pädagoginnen und Pädagogen aus dem Bereich Sozialpädagogik, Musikpädagogik, Museumspädagogik und Theaterpädagogik. Hauptfokus von WIR! ist die gemeinsame Arbeit an inter- und transkulturellen Formaten in künstlerischen Prozessen. In Kooperation mit dem Theater der Stadt Aalen und dem Referat Prävention des Polizeipräsidiums Aalen entsteht dieses Theaterstück zum Thema Radikalisierung von Jugendlichen/ Gotteskrieger.
Wie erkenne ich Irrwege auf der Suche nach Anerkennung? Mit dem Theaterstück wollen wir zunächst die Emotionen der Schüler ansprechen. Durch die gegensätzliche Figurenkonstellation wird weniger eine Positionierung, vielmehr ein Hinterfragen existierender Schwarz-Weiß-Strukturen provoziert. In einer anschließenden Einheit aus Gespräch, Rollenspiel, Reflexion wird diese Auseinandersetzung verschärft. Doch nun sollen die Jugendlichen selbst die Schwerpunkte der Interaktion steuern und schildern ihre eigenen Erfahrungen und Meinungen hinsichtlich Heldenverehrung, Radikalisierung, Krieg.
Zunächst möchten wir mit einer Partnerklasse an dem Stück weiterarbeiten, um inhaltliche wie künstlerische Aspekte zu diskutieren, weiterzuentwickeln, zu verändern. Mit ihrer Kritik, ihrer Bestätigung, ihren Wünschen können sie den Verlauf der Handlung beeinflussen und helfen, die Figuren so glaubwürdig wie möglich zu zeichnen. Die Schüler haben die Möglichkeit, selber in die Rollen zu schlüpfen, Kostümideen beizusteuern, Musik zu machen oder einen Trailer zu drehen. Währenddessen kommen wir ins Gespräch über Anerkennung.
Die so entstandene Theaterproduktion werden wir den Schulen, gekoppelt mit einer Nachbereitung, anbieten. Beides soll jeweils etwa eine Schulstunde dauern. Die Vorstellung findet in der Aula oder im Musiksaal vor bis zu drei Klassen statt, das anschließende Gespräch gegebenenfalls in kleineren Gruppen.
Ab 25.11.15 ist das Klassenzimmerstück mit interaktivem Nachgespräch über New Limes unter buchbar.