Johanna im Ratssaal
frei nach Friedrich Schiller und Dagrun Hintze
2025: Die politische Situation in Aalen ist unübersichtlich. Der Oberbürgermeister kommt nicht mehr zu den Sitzungen, der Gemeinderat ist zerstritten. Aber haben die (Volks-)parteien nicht eh ausgedient? Und braucht es endlich wieder jemand, der weiß, wo es langgeht? Johanna von Orleans ist beseelt von der Vorstellung Land und Leute gegen die Engländer (und Burgunder) zu verteidigen, getrieben von der Vorstellung, dass ein „fremder“ König niemals ein so guter Herrscher sein kann, wie der aktuell ohnmächtige Thronerbe. Das junge Hirtenmädchen sieht sich von Gott gesandt und zieht in die Schlacht. Tötet aus Überzeugung. Das fasziniert und schockiert. Ebenso wie Schillers Vorstellung, dass sie sich auf dem Zenit ihrer Erfolge in den Feind verliebt. Wie in der Legende muss Johanna auch bei Schiller sterben, hingerichtet für ihren sprühenden Wunsch nach Erfolg. Aber was, wenn wir dort, wo andere (hin)richten, weiterdenken? In der attischen Demokratie war die Todesstrafe noch gängige Bestrafung, aber nach dem 2.Weltkrieg hat man und frau weitergedacht, eine gedankliche Heimat geschaffen, die es Gruppe und Individuum gleichermaßen ermöglicht, sich einzubringen, zu kämpfen, zu irren, zu lieben und schließlich doch zu gestalten.