gift-buehne03
gift-buehne04
gift-buehne05

Gift. Eine Ehegeschichte

von Lot Vekemans | Deutsch von Eva Pieper und Alexandra Schmiedebach
Theater Reutlingen Die Tonne

Zwei Menschen – er und sie – treffen sich in einer Friedhofshalle. Sie teilen einen gemeinsamen Verlust. Zehn Jahre lang haben sie sich nicht gesehen, damals hat ihre Beziehung ohne viel Federlesen geendet. Nun aber ist anscheinend Gift in den Boden gelangt, weshalb das Grab, das die beiden noch verbindet, umgebettet werden muss. Ein Dialog entspinnt sich, schwankend zwischen dem Versuch, den anderen nachzuvollziehen, und dem zornig aufgesparten Wunsch, abzurechnen. Das Gespräch nimmt harte und zärtliche Wendungen, er und sie spenden sich Trost und trauern. Sie gehen aufeinander los und halten sich fest auf ihrer Suche nach einer Möglichkeit, zu leben, nachdem ihr altes Leben an einer Katastrophe zerborsten ist.
Ebenso rührend wie nicht selten humorvoll lässt das Stück seine beiden Protagonist*innen nach Antworten darauf suchen, wie angesichts von Verlust und Trauer nicht nur ein Weitermachen, sondern vielleicht sogar ein Weiterleben aussehen könnte, wenn man weder sich selbst noch kostbare Erinnerungen verlieren möchte.

Lot Vekemans (u. a. bekannt für ihre Stücke "Judas" und "Schwester von") wurde 2010 für "Gift" mit dem Taalunie Toneelschrijfprijs ausgezeichnet, dem jährlich vergebenen niederländischen Preis für das beste aufgeführte Theaterstück der Saison. Sie entschied sich nach einer ersten Laufbahn als Journalistin für eine Karriere am Theater. 2012 debütierte sie mit "Ein Brautkleid aus Warschau" erfolgreich als Romanautorin. Vekemans, die zu den erfolgreichsten Dramatikerinnen ihrer Zeit zählt, wurde 2016 mit dem Ludwig-Mülheims-Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Frankreich und Brabant.

Das Theater Reutlingen Die Tonne ist das Stadttheater Reutlingens. 1958 wurde zunächst ein Theaterverein von Künstlern gegründet. Seit 2003 wird es als Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) von der Stadt, dem Theaterverein und dem Landkreis Reutlingen getragen. Verschiedene Kooperationen wurden organisiert, unter anderem die Theatergruppe mit Menschen mit Behinderung. Es gibt rund 260 Vorstellungen mit unterschiedlichen Bühnenstücken jährlich. Inzwischen besteht faktisch keine Trennung mehr zwischen klassisch ausgebildeten Schauspieler*innen und den Darsteller*innen des inklusiven Ensembles: Seit 2012 verbringen Mitglieder der Gruppe mit unterschiedlichen Behinderungen (geistig, körperlich, psychisch) in Kooperation mit der Lebenshilfe Reutlingen, den Bruderhaus-Diakonie Werkstätten Reutlingen, der LWV.Eingliederungshilfe Rappertshofen und der Fakultät für Sonderpädagogik der PH Ludwigsburg wöchentlich zwei Arbeitstage im Theater. Dort werden sie in Grundlagen der Schauspielarbeit geschult und entsprechend ihrer individuellen Begabungen gefördert.