30 Jahre

Herz der Stadt

30 Jahre Theater der Stadt Aalen

1990 hatte der starke Wunsch des damaligen OB Ulrich Pfeifle nach einem Stadttheater genügend Befürworter im Gemeinderat und in der Verwaltungsspitze. Die Etablierung eines kleinen Stadttheaters nahm Fahrt auf und schon im März 1991 erfolgte die Gründung des jüngsten und kleinsten Stadttheaters Baden-Württembergs. Im Mai 1991 wurde der Spielbetrieb mit sechs festangestellten Personen aufgenommen.

Maßgebend für die Entwicklung der ersten Jahre waren der Intendant Udo Schön und Gerburg Maria Müller als Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters. Die sehr kleine, professionelle Bühne wurde im „alten“ Rathaus (ehemals Krone/Post) installiert. Die Probebühne und das Betriebsbüro befanden sich im Torhaus, wo auch die legendären Theaterfeste gefeiert wurden. Ein Provisorium befand sich zur Gründerzeit im Gebäude der damaligen Dresdner Bank, auch bespielte das Team von Beginn an gern andere Orte in der Stadt, u. a. die Limes-Thermen, das Schloss Wasseralfingen, den Kocherursprung und einige Schulen. Das Team um Udo Schön war öffentlich sehr präsent und engagierte sich parallel bei sozialen Projekten. So schuf die Theatertruppe mit Einbindung der Bürgerschaft ein hohes Niveau der Kulturakzeptanz, sodass dem Theater 1997 eine große Bühne zugesagt wurde. Ab 1998 konnte im Gründerzentrum WIZ in der Ulmer Straße ein größerer Theatersaal genutzt werden.

2002 endete die Intendanz von Udo Schön; auch Gerburg Maria Müller suchte sich eine neue Aufgabe. In der Folge übernahm die Regisseurin und Dramaturgin Simone Sterr die Leitung des Hauses; 2005 folgte ihr Katharina Kreuzhage als Intendantin. Beide Theatermacherinnen entwickelten das Theater hinsichtlich einer Professionalisierung der Struktur weiter, setzten einen Schwerpunkt auf moderne Dramatik und erreichten immer wieder bundesweite Aufmerksamkeit.

Seit 2013 leiten der Intendant Tonio Kleinknecht, die Chefdramaturgin Tina Brüggemann und als Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Winfried Tobias gemeinsam das Theater der Stadt Aalen. Bei inzwischen jährlich rund 500 Veranstaltungen stehen zeitgenössische Dramatik und moderne Klassiker-Inszenierungen im Fokus des Spielplans. In jeder Spielzeit gibt es ein Bürgertheaterprojekt, das neben den stetig wachsenden Spielclubs und dem neu gegründeten Bürgerchor auch neue Bevölkerungsgruppen gezielt anspricht. Das Theaterteam ergründet noch nicht bespielte Orte in der Stadt (z. B. großer Ratssaal, Spieselbad, Röthardt u. v. m.), und im gesamten Ostalbkreis (z. B. „Wir sind das Härtsfeld“). Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist durch Kooperationsschulen verstetigt worden und regelmäßige Podiumsdiskussionen tragen die Themen der Inszenierungen in den öffentlichen Diskurs. „Bilden, forschen, unterhalten und schließlich darüber ins Gespräch kommen“ – so fasst das Team seinen Anspruch ans Theater zusammen und beschreibt gleichzeitig den Beitrag, den das Theater in Aalen seit 30 Jahren zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung, lebenslangem Lernen und zur kulturellen Identität leistet.

Zur Eröffnung des neuen Theatersaals im Kulturbahnhof KubAA 2020 wurde der Klassiker „Romeo und Julia“ von William Shakespeare gezeigt. In der modernen Inszenierung von Tina Brüggemann wirkten neben den festangestellten fünf Schauspieler*innen zwei Musiker sowie Tänzer*innen des Balletts der Musikschule, der Tanzschule Fischer und der Urban Dance Group „Keraamika“ mit. Die Cross-over Produktion erlangte bundesweite Aufmerksamkeit und rückte das Ziel der Vernetzung der Künste in dem neu entstandenen Stadtareal in ein kraftvolles Licht. Mit dem Bezug des KubAA ergeben sich nun ganz neue Möglichkeiten – im Herzen der Stadt. Auf drei Etagen hat sich hier, in den ehemaligen Flügeln II und III der Eisenbahnreparaturwerkstätte, das Theater der Stadt Aalen eingerichtet. Der neue Theatersaal ist von Tonio Kleinknecht als Konzeptbühne angelegt und erlaubt die flexible Gestaltung des Bühnen- und Zuschauerraums. Von jedem Sitzplatz aus ergibt sich dabei die volle Sicht auf das Spielgeschehen.