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Heisenberg

von Simon Stephens

Wie viele Leute trifft man täglich am Bahnhof, auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen? Wie viele davon nimmt man wirklich wahr? Und mit wie vielen kommt man ins Gespräch?- Eine Frau nähert sich einem Mann. Sie spricht ihn nicht an. Sie küsst ihn in den Nacken. „Hey, was soll der Scheiß?“ oder so ähnlich. Und er geht. Oder er bleibt. Als Georgie in Alex Leben tritt, weiß keiner von beiden, wie sich Ihre zufällige Begegnung entwickeln wird. Er hat seit Jahren einen genauen Plan für sein Leben, ja für jeden Tag seines Lebens. Sie erfindet sich ständig neu. Ähnlich sind sie sich nur in ihrer Einsamkeit. Doch genauso schnell wie man sich ein Bild von den Beiden macht, lassen sie einen an dieser Einschätzung wieder zweifeln: Sie erweist sich als planvoller, als sie am Anfang erscheint. Er überrascht mit Eigenschaften und Vorlieben, die man einem „Gewohnheits-Monster“ wie ihm nicht zugetraut hätte. ‚Heisenberg‘ ist die Geschichte einer unwahrscheinlichen Liebe, die Autor Simon Stephens humorvoll, aber mit Tiefgang erzählt. „Titelheld“ Werner Heisenberg, Physiker und Nobel-preisträger, wird dabei an keiner Stelle erwähnt, doch seine Theorie der Unschärferelation schwingt mit in dem, was auf der Bühne passiert: „Wenn man etwas intensiv genug beobachtet, begreift man, dass man unmöglich sagen kann, wohin es sich bewegt und wie schnell es dorthin gelang… Ich habe ihn ständig beobachtet. Er hat mich vollkommen überrascht.“

Simon Stephens studierte Geschichte an der York University und arbeitete u.a. als Barkeeper und DJ, bevor er Lehrer für Englisch sowie Theater und Medienan der Eastbrook School in Dagenham wurde. Ausgezeichnet wurde Simon Stephens bisher u. a. mit dem Pearson-Award für das beste neue Stück 2001/02 (für „Port“) sowie mit dem „Laurence Olivier Award for Best New Play“ (2006 für „Am Strand der weiten Welt“ und 2013 für „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“). In der Kritikerumfrage von Theater heute wurde er 2006–2008, 2011 und 2012 zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt.

Fotos von Peter Schlipf