Judas
Ein Mann, der seit Jahrhunderten von allen geschmäht wurde und dessen Name in nur einem Wort zu gipfeln scheint: VERRAT. Judas Iskarioth, der Jesus für 30 Silberlinge an seine Feinde auslieferte und sie mit dem berühmten "Judaskuss" zu ihm führte.
Weltweit steht Judas noch heute für Schlechtigkeit. Zeit also für eine Rehabilitation, zumindest aber für ein differenzierteres Bild dieser ambivalenten Persönlichkeit.
Lot Vekemans JUDAS versucht dies mit ungewohnten Sichtweisen auf die mythische Figur. Judas hat erstmals eine eigene Stimme, was ihm die Möglichkeit gibt, sich, seine Motive und Ziele darzulegen. Er begeht einen letzten Versuch, seine Tat wieder auf ein menschliches Maß zurückzubringen.
Judas spricht das Publikum direkt an, eine Show, ein Plädoyer. Er spricht über Schuld, Unschuld, Mitschuld. Er erzählt seine eigene, die unbekannte Geschichte der Verbindung und vielleicht sogar Freundschaft zwischen ihm und Jesus. Er schildert mit einfachen, doch eindringlichen Worten seinen Werdegang bis zur historischen Tat. Entscheidender aber sind die Reflexionen zu eben dieser Tat - denn in der Motivation für den Verrat verbirgt sich der Sprengstoff.
Die holländische Autorin gibt einer Figur das Wort, die in der Historie zu kurz gekommen ist - und sie zeigt sie jenseits von Schwarz und Weiß ohne Wertung in Gut und Böse.
„Es gibt da nur eins, was ich wirklich wissen will. Hat er mir vergeben? Oder war seine Barmherzigkeit bei mir erschöpft?“