Theater trifft ... nur Frauen und sie amüsiert sich köstlich

Theater trifft ... nur Frauen und sie amüsiert sich köstlich

Das Büro für Chancengleichheit

Am Samstag, den 16. März, gehörte das Theater Aalen einzig und allein den Frauen. Im wohlgefüllten Saal schaute die frau „Venedig im Schnee“, eine Komödie, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Internationalen Frauentag in Kooperation mit dem Büro für Chancengleichheit, demografischen Wandel und Integration stattfand. Nach herzlichem Lachen und Jubeln im Theatersaal wurde es beim anschließenden Theater trifft… im Foyer deutlich nachdenklicher. Mit Uta-Maria Steybe (Beauftragte für Chancengleichheit und demografischen Wandel der Stadt) und Monika Enderle (Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, EMDR-Therapeutin am Ostalb-Klinikum) auf dem Podium moderierte Tina Brüggemann (Chefdramaturgin und stv. Intendantin) das Gespräch mit einem regen und diskussionsfreudigen Publikum. Angeregt durch Fragen zu den Grenzen und Möglichkeiten der Sprache standen rasch die Kernfragen der Kommunikation im Vordergrund: Fragen nach Wahrhaftigkeit und Empathie, nach der Härte von Klischees und der Notwendigkeit von sozialen Rollen als Grundlage einer gelingenden Begegnung. Denn ob die Begegnungen im Stück „gelungen“ sind, blieb strittig, und das kam so:

Jean-Luc hat seinen alten Studienfreund Christophe zum Essen eingeladen – um von alten Zeiten zu schwärmen, ihm sein schönes neues Appartement zu zeigen und vor allem, um ihm die junge Frau vorzustellen, die er in Kürze heiraten will. Christophe kommt mit Patrizia, seiner Freundin, mit der er sich kurz vorher ordentlich gestritten hat. Und während er Wohnung, Gratin und Freundin bewundert, gehen Patrizia die Gastgeber mit ihrer übertriebenen Gastfreundschaft, ihrer ausgestellten Zuneigung und dem permanenten Heiratsthema sehr auf die Nerven. Und so kommt kein Gespräch zu viert zu Stande, sondern Patrizia verschließt sich – und wird von Natalie und Jean-Luc für eine Ausländerin gehalten. Erst wütend, dann munter nimmt sie diese Rolle an und spricht, als sie endlich an der Reihe ist, nur noch „chouwenisch“, eine Fantasiesprache, die sie spontan entwickelt, ebenso wie eine Identität als Bürgerkriegsflüchtling vom Balkan, die ihre Gesprächspartner unversehens miteinwickeln. Aktiv macht sie sich zur Fremden und wird in der Folge von ihren Gastgebern mit unverhohlener Neugierde, geiziger Hilfsbereitschaft und sehr konkreten Handlungsempfehlungen überhäuft. So sehr die Frauen im Stück darüber lachen konnten, war man sich im Gespräch doch schnell einig, dass eine Begegnung von gegenseitiger Achtung so nicht entstehen kann. Beide Frauenfiguren haben sich der unangenehmen Situation, von ihren Männern vorgeführt zu werden, nicht entzogen, sondern sie nur sehr unterschiedlich bedient. Und sich darin nach und nach in die stärkere Position gebracht. Der gedankliche Ausflug nach „Chouwenien“ regte die Frauen und Cis dabei zusätzlich zu einer Reflexion über ihre Erfahrungen mit Fremdheit hier in Aalen an. Der offene Austausch gab so unterschiedliche wie persönliche Einblicke ohne die Privatsphäre je zu verletzen. Mit diesen Fachfrauen auf dem Podium entstand in recht großer Runde, was den Protagonist*innen – zu unserem Vergnügen – fehlte: Offenherzigkeit, Reflexion und das Gefühl gemeinsam aufgehoben zu sein.