Theater trifft ... Julia Schröder und Karin Haisch

Theater trifft ... Julia Schröder und Karin Haisch

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Theater trifft... fand am 25. November anlässlich des „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ statt. Die stellvertretende Intendantin Tina Brüggemann diskutierte mit ihren Gästen und einem engagierten Publikum über Frauenfeindlichkeit in der Rhetorik, Belästigung im Alltag und Opferrollen in Beziehungen.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Büro für Chancengleichheit im Anschluss an eine Aufführung von ‚Viel gut Essen‘ (Regie: Arwid Klaws; Schauspiel: Philipp Dürschmied) im vollbesetzten Theatercafé im Alten Rathaus in der Aalener Innenstadt statt. Mit dabei waren Julia Schröder, eine Journalistin und ehemalige Kulturressortleiterin Literatur der „Stuttgarter Zeitung“, sowie Karin Haisch vom Aalener Presseamt.

‚Viel gut essen‘, das neueste Stück der vielfach ausgezeichnete Autorin Sibylle Berg thematisiert aus der Perspektive eines modernen Jedermanns aktuelle Reizthemen - vom Feminismus über Bio-Gemüse bis hin zur Migration. Der Monolog des Protagonisten spitzt sich zu einer populistischen Klage über den Zustand der Gesellschaft zu und zeigt pointiert Denkweisen auf, die man eher an Stammtischen und in Internetforen erwartet, als in der bürgerlichen Küche der Hauptfigur.

Bei ‚Theater trifft…‘ standen am Samstag sowohl Fragen zur Inszenierung, als auch Gedanken zu aktuellen Bezüge im Raum. Zur Sprache kam dabei der Umgang mit Belästigungserfahrungen, der seit einigen Wochen mit der Diskussion #metoo in den sozialen Netzwerken starke Aufmerksamkeit erhält. Diskutiert wurde außerdem, ob sich das rhetorische Klima in den letzten Jahren grundsätzlich verschärft habe - man denke an die verbalen Ausfälle Donald Trumps. Dem konnte aber als Forstschritt entgegengehalten werden, dass zunehmend übergriffiges Verhalten als Belästigung wahrgenommen und thematisiert wird, das noch vor wenigen Jahren als völlig normal galt. In der regen und kontroversen Diskussion zur Frage nach Opferrollen im Stück – sowohl in Beziehungen zwischen den Geschlechtern, als auch im Berufsleben - konnte dann auch ein Anstoß zur Selbstreflektion gegeben werden: Denn von dem Verhalten des Protagonisten, der die Schuld für seine Lebenslage vor allem bei den Anderen sucht, kann sich wohl kaum jemand immer völlig freisprechen.