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Venedig im Schnee

von Gilles Dyrek

Natalie und Jean-Luc sind sehr verliebt. Die eine Hälfte des Tages sind sie damit beschäftigt ihre Hochzeit zu planen, und die andere sich zu liebkosen. Am Abend erwarten sie Christophe und seine Freundin zum Essen: Jean-Luc hat den Studienfreund nach Jahren in der Stadt getroffen und eingeladen. Verspätet trifft Christophe mit Patricia ein, doch Natalie und Jean-Luc sind viel zu beschäftigt mit dem Austausch von Zärtlichkeit, um sich dabei etwas zu denken. Doch irgendwann fällt den notorisch fröhlichen Gastgebern auf, dass Patricia merkwürdig ruhig ist und kein Wort sagt. Sie schlussfolgern, dass sie Ausländerin sein muss, und ihre Sprache nicht versteht! Als Patricia das Missverständnis begreift, klärt sie den Irrtum nicht auf, sondern erfindet eine Fantasiesprache und behauptet, ein illegal eingewanderter Bürgerkriegsflüchtling zu sein. Während Christophe vor Scham im Boden versinken möchte, kann Patricia wieder lächeln und das Gespräch zu viert verläuft vollkommen anders als erwartet.

Gilles Dyrek wurde 1966 in Paris geboren, wo er bis heute lebt und als Autor, Schauspieler und Regisseur gefragt ist. „Venedig im Schnee“ (UA 2003 in Paris) brach in Frankreich alle Besucherrekorde. Angesichts der Flüchtlingskrise gewinnt das Stück neue Brisanz, denn „es entlarvt wie nebenbei gängige Vorurteile gegenüber Ausländern, ebenso wie eine scheinheilig zelebrierte Solidarität mit Notleidenden.“ (Le monde)