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Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs

Schauspiel von Rosa von Praunheim
Landestheater Tübingen

Zwei Schauspieler spielen sich musikalisch-trashig durch die aktuelle politische Großwetterlage und führen als Kronzeugen und Anschauungsobjekte zwei Personen ins Feld bzw. auf die Bühne, die die deutsche Geschichte auf immer geprägt haben: Friedrich den Großen und Adolf Hitler. Beiden wird Homosexualität nachgesagt, beide waren in jungen Jahren künstlerisch kreativ. Und bei beiden wird bis heute gerne über ihre unterdrückte Homosexualität spekuliert, wenn es darum geht, Begründungen für ihr späteres politisches Handeln und Wesen zu finden. Warum aber interessieren uns immer diese privaten und verborgenen Seiten der autoritären und faschistischen Figuren der Geschichte? Warum können wir mit der Karikatur Hitlers besser leben als mit den historischen Fakten? Und wie sieht die politische Gegenwart aus, wenn Hitler und Friedrich II. auf sie blicken?
In seiner hinreißend grotesken Form fordert das neue Stück von Filmemacher und Schwulenikone Rosa von Praunheim mit Spaß, Musik und Klamauk dazu heraus, eigene Standpunkte und Gewissheiten zu überprüfen. Eine vergnüglich-abgründige Grenzüberschreitung.

Rosa von Praunheim wurde 1942 in Riga geboren und wuchs in der Nähe von Berlin und in Frankfurt am Main auf. Er gilt als wichtiger Vertreter des postmodernen deutschen Films in den Genres Dokumentar-, Autoren- und Avantgardefilm. Er war vor allem mit seinem Dokumentarfilm von 1971 Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt der öffentliche Wegbereiter und einer der Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Sein Werk umfasst zahlreiche Filme, Bücher, Hörspiele und Theaterstücke und wurde vielfach ausgezeichnet. 2015 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Für seine Verdienste um den deutschsprachigen Film und als „Wegbereiter der Schwulenbewegung in Westdeutschland“ erhielt Rosa von Praunheim den Ehrenpreis des Saarbrücker Filmfestivals, den Max Ophüls Preis 2020.

Mit klugen, kontroversen und sinnlichen Produktionen, mit guten Geschichten und einem kraftvollen und charakterstarken 21köpfigen Ensemble heißt das Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT) mit seinem Team um Intendant Thorsten Weckherlin die Zuschauer willkommen. Zusammen mit dem Jungen LTT macht das LTT Theater für eine ganze Region und zeigt einen abwechslungsreichen und mutigen Spielplan, der neben zeitgenössischen Autoren die Klassiker der europäischen Dramatik abdeckt und diese in immer wieder neue, aktuelle Perspektiven rückt. So hat sich das LTT in der deutschen Theaterlandschaft ein Renommee geschaffen, das weit über die Grenzen Tübingens hinausreicht.